Operation des Bandscheibenvorfalls

Von einem Bandscheibenvorfall spricht man, wenn gallertartiges Gewebe der Bandscheibe in den Wirbelkanal – den Raum, in dem das Rückenmark liegt – vortritt und dabei der Faserring der Bandscheibe ganz oder teilweise durchgerissen wird.

Am weitaus häufigsten tritt ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule auf, seltener im Bereich des Halses oder der Brustwirbelsäule.

Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?

Der Vorfall passiert meist, wenn die Wirbelsäule lange und andauernd fehl- oder überbelastet wurde, zum Beispiel bei häufigem Heben. Aber auch akute Belastungen können zu einem Bandscheibenvorfall führen, bei einem bestehenden Vorschaden auch plötzliche Drehbewegungen. 

Besonders anfällig sind Menschen, die übergewichtig oder schwanger sind, sitzend arbeiten sowie alle, deren Rückenmuskulatur generell untrainiert ist.

Symptome

Welche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall auftreten, hängt von dessen Größe und Richtung ab.

Typisch für einen Vorfall im Lendenbereich ist der "Hexenschuss", also blitzartige Kreuzschmerzen. Sind Nerven eingeklemmt, können die Schmerzen in die Beine bzw. Arme ausstrahlen, oft verbunden mit einem Taubheitsgefühl. Schlimmstenfalls kommt es zu einem motorischen oder neurologischen Ausfällen. Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule kann Inkontinenz auftreten.

Für die Diagnose und die genaue Lokalisierung des Bandscheibenvorfalles ist eine ausgiebige Untersuchung nötig.

Wann empfehlen wir eine Operation?

Rund 90 Prozent der Bandscheibenvorfälle können wir konservativ behandeln mit Medikamenten, die schmerzbekämpfend, abschwellend und entspannend wirken, mit Injektionstherapien, Wärmeanwendungen, speziellen Lagerungen, Krankengymnastik und Bewegungstherapien.

Fruchten diese intensiven Bemühungen auch nach mehreren Monaten nicht, ist ein Eingriff angezeigt, bei dem wir die Nervenwurzel von Hand von dem Bandscheibengewebe befreien. Vor allem drängt sich der Eingriff auf, wenn nicht nur Schmerzen, sondern auch neurologische Ausfälle auftreten. 

Es kann dann sein, dass der Faserring, der die Bandscheibe umgibt, gerissen und das vorgefallene Bandscheibenstück unter der Nervenwurzel eingeklemmt ist. Dann sollte man nicht lange zuwarten, weil bei anhaltender Quetschung innerhalb der Nervenwurzel eine Narbe entstehen kann, die auch nach der Operation Schmerzen und Missempfindungen verursacht. 

Ob ein Eingriff angebracht ist, entscheiden wir nach einer eingehenden Untersuchung und der dazu passenden Bildgebung.

Risiken?

Die Operation der Bandscheibe gilt inzwischen dank der minimal-invasiven Techniken als ein risikoarmer Eingriff. Über die möglichen, aber selten auftretenden Komplikationen klären wir Sie vor der Entscheidung zur Operation umfassend auf.

Operation und Reha

Wir führen den Eingriff stationär durch und in Vollnarkose. Die Operation dauert zirka 30–60 Minuten. 

Unter Abwägung aller Gegebenheiten entscheiden wir zusammen mit Ihnen, ob der Eingriff endoskopisch oder offen (mini-open) erfolgen soll. Bei der endoskopischen Vorgehensweise wird von der Seite ein schmales Rohr in den Körper eingebracht. Dies ist unser "Arbeitskanal", für den es einen Hautschnitt von nur 7–10 mm braucht. So wird wenig Gewebe zerstört und die Vernarbungen fallen gering aus. Bei der offenen Vorgehensweise wird vom Rücken aus über einen Hautschnitt von etwa 2 cm ein "Fenster" geschaffen.

Ist der Zugang zur gequetschten Nervenwurzel einmal geschaffen, befreien wir sie mit feinen Mikroinstrumenten vom Druck. Um sicher zu stellen, dass kein weiteres Bandscheibengewebe nachrutscht, entfernen wir alle lockeren Knorpelanteile aus dem Bandscheibenraum. Allenfalls beseitigen wir auch Einengungen durch Knochen.

Nach der Operation bleiben Sie für mehrere Stunden unter Beobachtung – so lange, bis die Narkose vollständig abgeklungen ist und Sie aufstehen können. Letzteres tun Sie mit einer speziellen Technik, die Sie die nächsten Monate beibehalten sollten, und zwar über die Bauchlage rollend.

Die Reha dauert 3 bis 4 Wochen und kann ambulant oder stationär erfolgen. Sie besteht aus einem Mix von passiven Anwendungen wie Muskelkräftigung, Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie und Wasseranwendungen.

Schmerzen?

Direkt nach der Operation werden die Nerven durch lokale Betäubungsmittel zunächst ausgeschaltet, so dass Sie fast keine Schmerzen spüren. Für die ersten Tage danach verschreiben wir Ihnen schmerzlindernde Medikamente, die Sie bei Bedarf einnehmen können.

Prognose

Die Prognose ist unterschiedlich. In manchen Fällen empfiehlt sich ein Bandscheibenersatz.